Die Rhumequelle in Niedersachsen – größte Karstquelle Europas

Shownotes

Mitten im Auwald bei Rhumspringe verbirgt sich ein Ort, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt – und doch zu den faszinierendsten Naturphänomenen Europas gehört.

In dieser Folge nehmen wir dich mit an die Rhumequelle, wo sich Geschichte, Legenden und Natur auf besondere Weise verbinden. Du erfährst, warum dieser Ort die Fantasie der Menschen seit Jahrhunderten beflügelt, welche geologischen Prozesse hier wirken und wie sich die Nutzung der Quelle im Laufe der Zeit verändert hat.

Außerdem verraten wir dir, wie du selbst auf einer Wanderung oder Radtour dorthin gelangst und was dich vor Ort erwartet. Ein Ausflug zu einem Wasser, das weit mehr ist als nur ein stiller Teich.

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00:00:00: Wusstest du, dass eine der wasserreichsten Karsquellen Norddeutschlands aussieht wie ein ganz gewöhnlicher, stiller Zeich?

00:00:08: Du stehst im Auwald, bei Ruhmspringe, ein paar Schritte abseits des Weges und plötzlich öffnet sich zwischen den Bäumen eines Maraktgrünes Oval.

00:00:17: Die Oberfläche wirkt ziemlich flach, nur hier und da kräuseln feine Ringe das Wasser, als hätte jemand winzige Kiesel ihn eingeworfen.

00:00:24: Unter dieser ruhigen Haut aber, verbirgt sich eine gewaltige unsichtbare Strömung.

00:00:29: Bis zu sechs Tausend Liter Wasser pro Sekunde treten hier aus dem Boden.

00:00:34: Klar, kühl und unaufhaltsam.

00:00:38: Ziemlich spektakulär.

00:00:40: Willkommen beim Off the Path Daily Podcast, deinem Abenteuer an Orte, die dich staunen lassen.

00:00:45: Ich bin Sebastian Kanawis, dein täglicher Reisebegleiter.

00:00:48: Und heute reisen wir in den Süden Niedersachsens.

00:00:51: Zu einer Quelle, die auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, in Wahrheit aber ein Naturphänomen von europäischem Rang ist.

00:00:59: Die Ruhmequelle.

00:01:02: Der erste Eindruck täuscht.

00:01:03: Wenn du am Rand dieses leuchtenden Wasser stehst, könnt es auch ein kleiner Waldsee irgendwo in Bayern oder im Harz sein.

00:01:09: Aber je länger du hinschaust, desto mehr fällt dir auf.

00:01:13: Hier fehlt jede zu fließende Ader.

00:01:15: Kein Bach plätschert hinein, kein Wasserfall tost über den Rand.

00:01:20: Das Wasser scheint aus dem Nichts zu kommen.

00:01:22: Und genau das tut es auch.

00:01:24: Direkt aus dem Untergrund mit einer Kraft, dass der See trotz seiner Fläche von etwa drei tausend sechszehn Quadratmetern an manchen Stellen wie ein lebendiger Organismus wirkt.

00:01:34: Dort, wo die unterirdischen Quellen münden, steigen feine Sedimentwolken auf.

00:01:38: Und wenn die Sonne schräg einfällt, zeichnen sich Lichtstrahlen bis auf den Grund ab, als würdest du in ein flüssiges Glasfenster blicken.

00:01:46: Früher hat dieser Ort die Fantasie der Menschen beflügelt.

00:01:50: Jahrhundertelang galt er als Bodenlos.

00:01:53: Niemand konnte seine Tiefe messen, und wer sich zu weit hinaus wagte, tat dies auf eigene Gefahr.

00:01:59: In den Erzählungen war die Ruhmekwelle ein Tor zu einer anderen Welt, in der nixen wohnten.

00:02:06: Man glaubte, diese Wasserwesen würden Unglück über den Ort bringen, wenn sie nicht besänftigt werden.

00:02:12: Also war von Münzen, Schmuck oder manchmal auch Lebensmittel ins Wasser.

00:02:17: Opfer gaben, um die Gunst der Quelle zu sichern.

00:02:20: Archäologische Funde von Metallgegenständen deuten darauf hin, dass dieser Brauch nicht nur ein Märchen ist.

00:02:27: Natürlich wissen wir heute mehr über die Rumequelle.

00:02:30: Sie gehört den größten Karsquellen Europas.

00:02:33: Der Untergrund dieser Region besteht aus Gips und Kalkstein.

00:02:36: Materialien, die das Wasser über Jahrtausende ausgewaschen hat.

00:02:40: So entstanden weit verzweigte Höhlen und Rissysteme.

00:02:44: Regenwasser, das in den Harz fällt, versickert dort oft schon wenige Kilometer entfernt und reist dann unsichtbar unter der Erde weiter.

00:02:53: Der Weg kann Tage dauern, manchmal auch Wochen.

00:02:56: An der Romequelle trifft dieses Wasser dann wieder ans Licht.

00:03:00: Gefiltert, kühl und so klar, dass du am Ufer jede einzelne Wasserpflanze erkennen kannst.

00:03:06: Die durchschnittliche Schüttung liegt heute bei rund zweitausend fünfhundert Litern pro Sekunde.

00:03:11: In regenreichen Zeiten oder bei Schneeschmelze kann sie auf bis zu sechstausend Liter steigen.

00:03:17: Das ist so viel, dass die junge Rume schon wenige Meter nach ihrem Start so breit und kräftig ist wie ein mittlerer Fluss.

00:03:25: Die Strömung ist spürbar, selbst an den Rändern.

00:03:27: Und wenn du dich über das Geländer der Stege boigst, kannst du sehen, wie das Wasser unaufförlich seinen Weg sucht.

00:03:34: Spannend ist, dass diese Strömung in den Augen der früheren Bewohner eine fast magische Qualität hatte.

00:03:40: Ein Fluss, der ohne sichtbaren Zufluss geboren wird, wirkte wie ein Wunder.

00:03:44: Und irgendwie ist es das ja auch heute noch, oder?

00:03:47: Wenn du dir bewusst machst, dass jeder einzelne Tropfen hier eine lange Reise durch Gesteinsschichten hinter sich hat, wird die unscheinbare Wasserfläche zu einer Art geologischen Geschichtsbuch.

00:03:58: Manche Wissenschaftler haben mit Hilfe von Farbstoffversuchen und Messungen herausgefunden, dass ein Teil des Wassers aus der Umgebung von Herzberg und Bad Lauterberg stammt.

00:04:06: Gut, zwanzig Kilometer Luftlinie entfernt.

00:04:09: An dieser Stelle folgt eine kurze Werbepause, die den Podcast für dich kostenlos möglich macht.

00:04:14: Also bleib unbedingt dran und vielen Dank, dass du dir auch diese anlöst.

00:04:19: Für die Menschen der Region war die Ruhmekwelle schon früh eine Lebensader.

00:04:24: Ihr Wasser trieb Mühlen an, versorgte Fischteiche und wurde als Trinkwasser genutzt.

00:04:29: Im Mittelalter entstanden Siedlungen in der Nähe, weil man sich hier auf eine zuverlässige Versorgung verlassen konnte.

00:04:35: Ein seltener Luxus in Zeiten in den Quellen oft versiegten.

00:04:39: Heute ist die Nutzung eine andere.

00:04:41: Die Quelle ist ein geschütztes Naturdenkmal.

00:04:44: Statt Schaufelräder siehst du hier Holzstege, statt schwer beladener Wasserkarren Spaziergänger mit Kameras.

00:04:51: Und trotzdem fließt das Wasser noch in die Leitungen.

00:04:54: Teile der Rume und ihre Nebenflüsse werden bis heute für die Trinkwasserversorgung um Unkreis genutzt.

00:05:00: Vielleicht hast du also schon einmal ohne es zu wissen ein Schluck aus dieser Quelle getrunken, wenn du in Südniedersachsen unterwegs warst.

00:05:08: Und wenn du schon hier bist, lohnt sich der Blick nicht nur auf das Wasser, sondern auch auf das, was darüber schwört.

00:05:13: Libellen, die wie winzige Likopter patrouillieren, Bachforellen, die in der Strömung stehen und manchmal eine Wasseramsel, die plötzlich abtaucht und unter Wasser nach Insekten laven sucht.

00:05:23: Das klare kühle Wasser schafft einen neuen Lebensraum, der so typisch wie sensibel ist und genau deshalb streng geschützt wird.

00:05:32: Was den Besuch so besonders macht, ist die Mischung aus Zugänglichkeit und Unberührtheit.

00:05:36: Du kannst über den Quellenpark spazieren, Stege und Plattform nutzen, die dir fast das Gefühl geben, mitten auf dem Wasser zu stehen.

00:05:44: Und gleichzeitig bleibt der zentrale Bereich unantastbar.

00:05:48: Kein Boot, keine Schwimmer, nichts Künstliches.

00:05:51: Nur das, was die Natur selbst hierherbringt.

00:05:54: Und ja, auch du kannst einmal direkt von der Quelle profitieren.

00:05:58: Wenn auch nicht als Trinkwassernotzer.

00:06:00: Die Ruhmequelle liegt eingebettet in einer Region, die sich hervorragend für kleine Abenteuer eignet.

00:06:06: Mehrere Wander- und Radwege führen hier vorbei, darunter der Rume Rundweg, der auf knapp zehn Kilometern durch Aowelder, Felder und kleine Dörfer führt.

00:06:15: Du kannst die Quelle als Start- oder Endpunkt deiner Tour wählen.

00:06:20: Ein besonders schöne Variante ist der Abstecher vom grünen Band, dem Wanderweg entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

00:06:27: Für eine Reise entlang des vollständigen grünen Bandes schau gerne mal in unserem Archiv.

00:06:31: Von hier sind es jedenfalls nur wenige Kilometer bis zur Quelle und der Weg führt sich durch stille Wälder, in denen du fast vergisst, dass die Autobahn nicht weit ist.

00:06:41: Warst du schon mal an der Ruhmequelle?

00:06:42: Hinterlasst doch gerne ein Kommentar, da wo es möglich ist.

00:06:45: Und vergesst nicht den Podcast zu abonnieren, damit du auch morgen eine neue Folge hören kannst.

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