Jotunheimen, Norwegen – Heimat der Riesen Skandinaviens
Shownotes
In dieser Folge von Off The Path Daily reisen wir in Norwegens ältestes Gebirge: zum Galdhøpiggen, über den Besseggen-Grat, durch Täler wie Veodalen. Wir erzählen von Skadi, Loki, schlafenden Trollen – und einer Natur, die keine Kulisse ist, sondern Kraft. Wandere mit uns durch eine Landschaft, die älter ist als alle Karten.
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00:00:01: Noch bevor Norwegen, Norwegen war, vormten Götter und Riesen gemeinsam ein Land aus Fels, Nebel und Eis.
00:00:09: Sie stritten, kämpften und liebten und hinterließen am Ende eine Landschaft, die noch heute von diesen Kräften erzählt.
00:00:17: Jötumheimen, das Heim der Jötner, ist nicht bloß ein Gebirge.
00:00:21: Das ist der Körper dieser alten Geschichten und jeder Stein erzählt davon.
00:00:27: Du hörst in Of The Path Daily Podcast.
00:00:29: Dein tägliches Mikroabenteuer zu fernen Orten.
00:00:33: Ich bin Sebastian Kanawes und dein Guide heute auf dieser Reise.
00:00:36: Und nehmt dich mit durch eine Landschaft, in der sich Fels und Mythos nicht nur begegnen, sondern eins sind.
00:00:44: Jöttenheimen liegt im Herzen Süden-Norwegens zwischen Oslo und Trondheim, tief verwurzelt in der skandinavischen Gebirgskütte.
00:00:52: Über zwei Hundertfünfzig Gipfel ragen hier über zweitausend Meter hoch.
00:00:57: Der Geildopiken, mit zwei tausend vierhundert neunundsechzig Metern, ist der höchste von allen.
00:01:04: Nicht nur in Norwegen, sondern in ganz Nordeuropa.
00:01:07: Und doch wirkt nichts hier monumental im klassischen Sinne.
00:01:11: Alles ist kantiger, roher und gestümer.
00:01:14: Das ist eine Landschaft, die sich jeder Glättung entzieht.
00:01:18: So als hätte sie selbst beschlossen, wild zu bleiben.
00:01:21: Die Geologen sagen, Jöttenheimen ist eines der ältesten Gebirge Europas.
00:01:25: Entstanden in der kalidonischen Gebirgsbildung vor rund vierhundert Millionen Jahren als urzeitliche Kontinente kollidierten, tömmte sich hier ein gewaltiger Gebirgsblock auf aus Gestein, das noch viel älter ist als die Berge selbst.
00:01:41: Gneis und Granit über eine Milliarde Jahre alt tragen die Narben unzähliger Erdzeitalter.
00:01:47: Später kamen die Gletscher.
00:01:50: Sie schufen ufermige Täler, schoben Morenen vor sich her, ritzten tiefe Linien in den Fels.
00:01:57: Heute bleiten Hängelgletscher noch immer über die Flanken, wie lebendige Erinnerungen an eine Zeit, in der Eis und Stein miteinander rankten.
00:02:08: Doch wer hier wandert, sieht nicht nur Erdgeschichte, sondern etwas Größeres.
00:02:13: Für die alten Skandinavia war Jotunheimen das Reich der Jötner.
00:02:18: Riesenwesen, älter als die Götter, Verkörperungen von Sturm, Frost und Feuer.
00:02:23: Sie lebten jenseits der bekannten Welt.
00:02:26: Dort, wo die Landschaft und passierbar wurde.
00:02:29: Diese Vorstellung erklärt sich leicht, wenn man selbst von den Geilthoppigen steht und der Wind dir die Sprache nimmt.
00:02:35: Scotty, die Göttin des Windes und der Jagd, soll aus diesen Bergen stammen.
00:02:40: Sie wird in den alten Liedern als mächtige Jägerin beschrieben.
00:02:44: Ihre Pfeile sollen aus Eis gewesen sein, ihr Blick so klar wie der Gletscherfluss.
00:02:50: Ihr Zuhause war kein Palast, sondern ein rauer Berg.
00:02:53: In manchen Mythen wird auch Lucky, der listige Grenzgänger, mit den Jötten ein Verbindung gebracht.
00:03:00: Seine Herkunft bleibt waage wie der Nebel über den Pessen.
00:03:05: Aber sein Wesen gleich dem der Berg.
00:03:07: Unberechenbar, wandelbar und nicht zu fassen.
00:03:11: Die Natur hier ist keine Kulisse, sie ist Akteurin selbst.
00:03:15: Im Herbst flackern Nordlichter über den Gipfel.
00:03:18: Es würden sich göttliche Schleier heben, im Winter treiben Schneestürme über die Hochebenen und machen das Gelände für Tage unpassierbar.
00:03:27: Als hättest Gadi selbst den Zugang verweigert.
00:03:31: Und in den kurzen Sommern?
00:03:32: Da ruht die Stille über den Ebenen und zwischen den Steinen, huschen Polarfüchse, Rentiere ziehen durch die Weite und manchmal.
00:03:40: Mit etwas Glück entdeckt man die flüchtige Bewegung eines Lemmings.
00:03:45: Nicht davon wirkt zufällig, alles scheint verwoben, mit etwas das größer ist als du selbst.
00:03:52: Bevor es weitergeht, folgt eine kurze Werbepause, die diesen Podcast kostenlos täglich für dich ermöglicht.
00:03:59: Vielen Dank, dass du die Werbung unserer Partner anhörst und vergiss nicht zu folgen.
00:04:05: Viele Ortsnamen im Jotunheimen sind älter als die moderne Kartografie.
00:04:10: Glittertint, der glitzerne Zahn, beschreibt nicht nur die Form des Gipfels, sondern auch das Licht, das sich in seinem Eis bricht.
00:04:18: Trollsteinergie heißt nicht zufällig so.
00:04:21: Man glaubt, die Felsen dort seien erstarrte Trolle, gefangenen Morgenkrauen.
00:04:26: Redersprangett, die Schlucht des Rittersprungs, erinnert an einen letzten Sprung vor dem Zugriff einer Riesin, eine Geschichte, die sich tief in den Fels eingeschrieben hat.
00:04:37: Einer der eindrucksvollsten Routen ist der Besseckengrad.
00:04:41: Auf einem schmalen Fahrt wanderst du zwischen zwei Seen, den grünen Gände und dem blauen Bessertnet.
00:04:47: Über vierhundert Höhenmeter liegen zwischen ihnen und aus der Luft wirkt es, als würde ein scharfes Messer zwei Welten trennen.
00:04:54: In den alten Sagen soll Odin hier geritten sein, um in die neuen Welten zu blicken.
00:05:00: Ein Grad zwischen Ordnung und Chaos.
00:05:03: Nicht weniger bedeutungsvoll ist die Besteigung des Skalthoppigen.
00:05:07: Um zum Gipfel zu gelangen, musst du den Gletscher Stögebränen überqueren, der sogenannte hässliche Gletscher, ein Ort, an dem das Eis tief, zerklüftet und trügerisch ist.
00:05:18: Geologisch ein Produkt der letzten Eiszeit.
00:05:21: Mythologisch ein Prüfstein zwischen den Reichen.
00:05:24: Wer den Aufstieg wagt, steht am Ende nicht einfach auf dem höchsten Punkt Skandinaviens, sondern, so sagt man, auf dem Scheitel zwischen der Welt der Götter und der der Menschen.
00:05:35: Wer länger bleibt, spürt die Landschaft wohl noch deutlicher.
00:05:39: Die klassischen Hüttenrouten führen von Gendesheim über Memerubu bis zur Glitterheim, vorbei an Trolltinden durch Nebelzonen über Beche mit Namen wie Veodalen, das Tal des heiligen Wegs.
00:05:54: Die Markierungen sind dezent, die Pfade dafür klar.
00:05:57: Und doch fühlt sich jeder Schritt weiter weg vom Vertrauten an.
00:06:02: Dass man hier tagelang unterwegs sein kann ohne Zelt und ohne Netz, liegt an der norwegischen Wanderkultur.
00:06:08: Über fünfhundert Hütten unterhält der DNT, der norwegische Wanderverein.
00:06:13: Manche bewirtschaftet viele ganz ohne Personal.
00:06:17: Man bringt dann Essen mit, feuert den Holzofen an, schläft in einfachen Etagebetten und findet mit einem Gebirge eine Tür, die offen steht.
00:06:26: Aber Achtung, Jotunheimen hat kein verlässliches Wetter.
00:06:31: Nur Launen.
00:06:32: Ein klarer Morgen kann sich binnen Minuten in dichte Nebelsuppe verwandeln.
00:06:37: Der Wind pfeift und dann schweigt er.
00:06:41: Regen kommt gerne, waagerecht.
00:06:43: Schnee fällt auch im Juli.
00:06:45: Für viele ist das ein Risiko.
00:06:47: Für andere der wahre Reiz.
00:06:50: Denn genau diese Unberechenbarkeit macht Jotunheimen aus.
00:06:54: Und ob am Ende die Natur göttliche Riesen sind oder ob Menschen in der unpassierbaren Natur göttliche Riesen sahen, ja, das vermag nur dein Gefühl, dir zu erzählen, wenn du einmal dort gewesen bist.
00:07:05: Hat Jotunheimen wirklich was Magisches?
00:07:08: Bist du schon mal dort gewesen?
00:07:09: Hinterlasst doch gerne ein Kommentar, da wo es möglich ist.
00:07:12: Und abonniere dem Podcast für mehr tägliche Folgen.
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