Die Mapuche – Hüterinnen des Widerstands
Shownotes
Ein Volk, das nie vollständig besiegt wurde. Das sich gegen Inka und Spanier behauptete – und auch heute noch für seine Rechte kämpft. Wir erzählen von spirituellen Heilerinnen, Naturgeistern in Flüssen und Bäumen, digitalen Landkarten und heiligen Trommeln, die im Takt der Welt schlagen.
Eine Folge für alle, die in leisen Geschichten große Kraft spüren – und verstehen wollen, warum die Erde für manche mehr ist als nur ein Besitz.
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00:00:01: Wusstest du, dass es in Südamerika ein Volk gibt, das weder von den Inka noch von den Spaniern jemals vollständig erobert wurde?
00:00:09: Tief im Süden des Kontinents zwischen Vulkanen, Flüssen und den dichten Aurakarienwäldern Patagoniens lebt eine Gemeinschaft, die seit Jahrhunderten für ihre Identität kämpft, mit Stolz, Ausdauer und einem tiefen Wissen um Natur und Geist.
00:00:25: Ihre Geschichte ist nicht nur eine der Widerstände, sondern auch eine der Weisheit, der Rituale und der Ungeandentiefe.
00:00:34: Willkommen beim Off the Path Daily Podcast.
00:00:36: Ich bin Sebastian Kanabis, dein Abenteuergeist.
00:00:39: Und heute nehme ich dich mit in die Welt der Mapuche.
00:00:42: Eines Volkes, das nicht nur die Kolonialen Großmächte auf Distanz hielt, sondern auch heute noch für kulturelle Autonomie, Landrechte und spirituelle Verbundenheit kämpft.
00:00:54: Die Mapuche leben hauptsächlich im Süden Chines und im Westen Argentinis.
00:00:58: Ihr Name bedeutet so viel wie Menschen der Erde und genau das beschreibt ihr Selbstverständnis.
00:01:05: Sie sehen sich nicht als Herren über die Natur, sondern als Teil eines Gleichgewichts.
00:01:11: Dieses Weltbild prägt ihr tägliches Leben, ihre Medizin und auch ihre Politik.
00:01:16: Selbst ihre Sprache, das Mapudungun, in dem es keine Besitzformen wie mein Land oder mein Wald gibt.
00:01:24: Was viele nicht wissen, die Mapuche widerstanden nicht nur den Spanien.
00:01:28: Sie schlugen auch die Inka zurück, die ihr riesiges Reich über weite Teile Südamerikas ausgedehnt hatten.
00:01:35: Doch das Mapuche-Territorium blieb unangetastet.
00:01:39: Auch im sechzehnten und siebzehn Jahrhundert gelang es den spanischen Kolonialherren trotz massiver Gewalt und Missionars Versuche, nicht das Volk zu unterwerfen.
00:01:49: Im Gegenteil, sechzehnhundert und vierzig wurde mit dem Vertrag von Guillen zum ersten Mal in der Geschichte ein souveränes indigenes Gebiet offiziell anerkannt von der spanischen Krone.
00:02:01: Eine Seltenheit.
00:02:03: Mit der Gründung der moderne Nationalstaaten begann ein düsteres Kapitel.
00:02:08: Ende des neunzehn Jahrhunderts marschierten chilenische Truppen in das autonome Gebiet ein, unter dem Vorwand der Zivilisierung.
00:02:16: Dörfer wurden zerstört, Menschen enteignet, das Sprechen von Mapudungun verboten.
00:02:22: Viele Mapuche verloren ihr Land und mit ihm einen Teil ihrer Freiheit.
00:02:29: Trotz dieser gewaltsamen Kolonialisierung ist das Selbstverständnis der Mapuche nie vollständig gebrochen worden.
00:02:35: Doch was hat dieses Volk so stark gemacht?
00:02:39: Ein Grund liegt in seiner dezentralen sozialen Struktur.
00:02:43: Die Mapuche leben traditionell nicht in großen Städten, sondern in verstreuten Siedlungen, den sogenannten Lof.
00:02:51: Jede dieser Einheiten wird von einer Familie oder einem Plan getragen und ist weitgehend selbstorganisiert.
00:02:59: Entscheidungen werden im Konsens getroffen, Ämter wie der Lonco.
00:03:04: Das spirituellpolitische Oberhaut sind nicht erblich, sondern beruhen auf Erfahrung und Vertrauen.
00:03:11: Ein starkes Band innerhalb der Gemeinschaft bilden die Frauen.
00:03:15: Besonders die Machi, die spirituellen Heilerinnen und Serimonienleiterinnen sind zentrale Figuren im sozialen Gefüge.
00:03:22: Sie verbinden das Wissen um Pflanzenheilkunde mit rituellen Praktiken, lesen Zeichen in der Natur und begleiten ihre Gemeinschaft durch Kiesen.
00:03:31: Doch auch darüber hinaus haben Frauen eine besondere Rolle.
00:03:35: Denn während der sogenannten Aroco-Kriege traten sie nicht nur als Unterstützerinnen auf, sondern auch als Kämpferinnen.
00:03:42: Es gibt historische Berichte über Weichaffe, weibliche Kriegerinnen, die zu Pferd oder zu Fuß mit Pfeil und Bogen gegen die spanischen Truppen kämpften.
00:03:52: In mündlich überlieferten Geschichten heißt es, sie seien im Morgengrauen wie Nebelschatten aus dem Wald gekommen.
00:03:58: Unerwartet, unerschrocken, verschwunden, bevor jemand sie überhaupt greifen konnte.
00:04:03: Diese Erzählungen leben bis heute in der Erinnerung vor Ort.
00:04:06: Als Symbole für Stärke, Widerstand und Selbstbestimmung.
00:04:11: Nach einer kleinen Werbepause geht's hier weiter.
00:04:13: Bleib also unbedingt dran.
00:04:15: Und vielen Dank, dass du dir auch die Werbeblöcke unserer Partner anhörst, die uns ermöglichen, jeden Tag eine kostenlose Folge hier zu veröffentlichen.
00:04:27: Das spirituelle Leben der Mobuche ist tief in der Natur verankert.
00:04:31: Jeder Berg, jeder Fluss, jedes Tier kann von einem Ingen bewohnt werden.
00:04:37: Einem Naturgeist, der beschützt, aber auch verletzt werden kann.
00:04:41: Wenn ein Unternehmen beginnt, einen Wald abzuholzen oder eine Mine zu graben, dann ist das nicht nur eine ökologische oder rechtliche Frage, sondern auch eine spirituelle.
00:04:53: Denn der Glaube der Mapuche kennt keine Trennung zwischen materiellem und geistigem.
00:04:58: Alles ist durch Drungen von Lebenbedeutung und Verantwortung.
00:05:02: Besonders eindrücklich zeigt sich das im ethischen Weltbild der Mapuche, dem Asmapu.
00:05:09: Es beschreibt, was alles richtig oder falsch gilt, nicht nur im Umgang mit Menschen, sondern auch mit Pflanzen, Tieren und Landschaften.
00:05:17: Wer einen Fluss verschmutzt, begeht nicht nur einen Umweltschaden, sondern ein moralisches Unrecht.
00:05:24: Alles ist miteinander verbunden und alles Handeln hat Konsequenzen.
00:05:29: In vielen Gemeinden wird diese Weltsicht nicht nur bewahrt, sondern bewusst neu gelegen.
00:05:34: In traditionellen Ruka, den Holzhäusern mit Lehmwänden und zentralem Feuer kochten Familien Maisbrot, größten Kinoa oder bereiten Mathe zu.
00:05:45: Gleichzeitig scrollen Jugendliche durch TikTok oder lernen auf Tablets, wie man Landvermessungen durchführt.
00:05:51: Zwischen Ritual und Widerstand, Alltag und Aktivismus entsteht so eine neue Generation von Mapuche mit dem Blick zurück und nach vorne zugleich.
00:06:01: Denn der Kampf ist leider noch nicht vorbei.
00:06:04: Heute kämpfen die Mapuche zwar nicht mehr mit Pfeil und Bogen, dafür mit Worten, Karten und digitaler Vernetzung.
00:06:11: Ein besonders eindrucksvolles Beispiel, das Projekt Mapuche Mapu.
00:06:16: Hier zeichnen Angehörige der Gemeinden in eigen Regie alte Flurnamen, heilige Orte, alte Wege und Territorien auf mit GPS, Handkarten und symbolischen Darstellungen.
00:06:29: Und das Ziel?
00:06:30: Sichtbarkeit schaffen.
00:06:31: Denn was auf keiner offiziellen Karte steht, existiert für Behörden oft nicht.
00:06:37: Doch dank dieser Arbeit tauchen verschwundene Orte wieder auf, nicht nur geografisch, sondern auch im kollektiven Gedächtnis.
00:06:45: Was bei all dem leicht vergessen wird, die Mapuche kämpfen nicht nur für sich selbst.
00:06:51: Ihre Philosophie des Gleichgewichts, ihr respektvoller Umgang mit der Natur, ihre spirituelle Deutung von Heilung und Gemeinschaft, das alles hat Relevanz für uns alle, gerade in einer Zeit, in der wir den Kontakt zur natürlichen Welt oft verlieren.
00:07:08: Ob du nun im Süden Chiles unterwegs bist oder ihnen in den Gassen von Demucco begegnest, Wenn du das nächste Mal das leise Pochen einer Trommel hörst, achte genau hin.
00:07:17: Vielleicht ist es die Kultrun, die heilige Trommel der Matschi, die im Takt der Welt schlägt.
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