City Hall Station: New Yorks vergessene U-Bahn-Kathedrale
Shownotes
In dieser Folge von Off The Path Daily erfährst du, wie die Station entstand, warum sie so schnell wieder verschwand und wie du selbst einen Blick auf dieses vergessene Meisterwerk werfen kannst.
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00:00:01: New York, eine Stadt, die scheinbar keine Geheimnisse mehr hat.
00:00:05: So kennt sich Skyline, die gelben Taxis, dem Times Square, vielleicht sogar die Hotspots von Brooklyn oder Queens.
00:00:11: Aber was wäre, wenn ich dir sage, dass direkt unter deinen Füßen ein Schatz verborgen liegt, den selbst viele New Yorker noch nie gesehen haben?
00:00:20: Tief unter der City Hall, dem Rathaus von Manhattan, versteckt sich eine U-Bahn-Station, die mehr an eine Kathedrale erinnert, als an einen Haltepunkt.
00:00:29: Gewölbte Decken, kunstvolle Fliesen, Messingleuchten und Licht, das einst durchgläserne Oberlichter viel.
00:00:36: Willkommen in der City Hall Station, ein vergessenes Meisterwerk der frühe New Yorker U-Bahn.
00:00:44: Du hörst ihn auf The Path Daily Podcast und ich bin Sebastian, dein täglicher Abenteuer-Guide an Orte, die dich staunen lassen.
00:00:51: Heute steigen wir hinab.
00:00:52: Unter die Straßen Manhattan in einer Halle, die seit über siebzig Jahren keine regulären Passagiere mehr gesehen hat, und doch so wirkt, als könnte gleich der nächste Zug einfahren.
00:01:02: Als die Station am siebenundzwanzigsten Oktober four eröffnet wurde, war New York elektrisiert.
00:01:08: Die Stadt feierte nicht nur den Beginn einer neuen U-Bahn-Ära, sie feierte ein Symbol des Fortschritts.
00:01:14: Tausende Menschen versammelten sich, Musiker spielten, Politiker hielten reden und Bürgermeister George W. McClellan stellte sich selbst an die Steuerung des ersten Zuges.
00:01:26: Eine symbolische Geste, die in die Geschichtsbücher eingehen.
00:01:31: Die City Hall Station war das Aushängeschild der neu gegründeten Interboro Rapid Transit Company, gedacht als Beweis, dass eine U-Bahn nicht nur praktisch, sondern auch repräsentativ sein könnte.
00:01:44: Stell dir vor, du hättest damals die Treppe hinabgestiegen.
00:01:48: Du gehst ein paar Schritte hinein und plötzlich wirkt es, als würdest du nicht in einer U-Bahn-Station stehen, sondern eher in einer Kathedrale.
00:01:55: Über dir bilden sich fünf mächtige Kuppeln, aufgebaut aus tausenden dünnen Ziegeln.
00:02:01: Hebst du den Blick, erkennst du die kunstvollen Muster, die der spanische Architekt Raphael Gustavino hier erschaffen hat.
00:02:10: Was so leicht wirkt, trägt sich selbst, ganz ohne Stahl.
00:02:14: Diese Technik war so neu und revolutionär, dass sie bald seinen Namen trug, die Gustavino-Kuppel.
00:02:20: Stabil, feuerfest und elegant.
00:02:24: Dass du hier unter Manhattan eine Bauweise findest, die später auch in der Grand Central Station und der Einwanderungshalle auf Ellis Island glänzen sollte, zeigt, welchen besonderer Ort das war.
00:02:37: Doch Gustavino arbeitete nicht alleine.
00:02:39: Das Architektenbüro Heinz Und Lafarge, bekannt für ihre Arbeit an der Kathedrale Saint-John the Divine, ergänzte die Halle um Beart Details.
00:02:49: Mosaike, kunstvoll geschwungene Guseisen-Elemente, dekorative Bögen, die jeden Durchgang rahmten.
00:02:56: Selbst Initialien, IRT, für Interboral Rapid Transit, sind hier in bunten Fliesen eingelassen.
00:03:03: Das Licht fällt durch zwölf gläserne Oberlichter, Messingleuchten glänzen und die Fliesen schimmern.
00:03:10: Du wärst weniger in einer Station gestanden als in einer unterirdischen Galerie.
00:03:16: Und es gibt noch ein Detail, das dir sofort aufgefallen wäre.
00:03:19: Denk dran, wir sind in der Vergangenheit, die elektrische Beleuchtung.
00:03:24: Für uns heute selbstverständlich war sie damals eine Sensation.
00:03:28: Keine Gaslampe, keine Rußspuren, sondern helles gleichmäßiges Licht, das die Halle sicher und modern erschienen ließ.
00:03:36: In einer Zeit, in der Brände in Großstädten noch gefürchtet waren, wirkte diese Station wie ein Blick in die Zukunft.
00:03:44: Hier unten verband sich Sicherheit mit Eleganz, Technik mit Kunst.
00:03:49: Ein Ort, der den Stolz einer ganzen Stadt verkörpert.
00:03:54: Wie es mir der U-Bahn-Station weiterging, erfährst du nach einer kurzen Werbeunterbrechung.
00:03:58: Vielen Dank, dass du dir auch diese anhörst.
00:04:01: Und ein großes Dank an unsere Ferbepartner, die uns ermöglichen, jeden Tag eine kostenlose Podcast-Folge hier zu veröffentlichen.
00:04:09: Doch genau dieser Stolz war es, der die Station bald einholte.
00:04:14: Der Bahnsteig war mit rund hundredreißig Metern zu kurz für die immer länger werdenden Züge.
00:04:20: Und die Kurve ... Unter der City Hall, mit sieben und dreißig Metern einer der Ängsten im gesamten U-Bahn-Netz, machte den Halt für neue Waggons unpraktisch und gefährlich.
00:04:30: Anfangs fuhr man mit kürzeren Zügen und weniger Passagieren.
00:04:34: Doch das New York der neunzehnundvierziger Jahre verlangte nach Massenverkehr nicht nach elegant.
00:04:40: Am Silvesterabend, nineteenundvierzig, fuhr der letzte Zug mit Fahrgästen ab.
00:04:45: Damit verschwand die Station jedoch nicht im Dunkel.
00:04:47: Sie wurde Teil der Wendeanlage der Linie sechs.
00:04:51: Wenn du heute im Süden Manhattan sitzt und einfach nicht aussteigst, rollt dein Zug noch immer durch diese Halle.
00:04:58: Für ein paar Sekunden blitz das Gewölbe mit seinen Fliesen am Fenster vorbei.
00:05:02: Ein flüchtiger Blick in die Vergangenheit, fast ein Geheimnis zwischen dir und der Stadt.
00:05:08: Für alle, die mehr sehen wollen, gibt es gelegentlich Führungen des New York Transit Museums.
00:05:13: Und hier ändert sich die Perspektive.
00:05:15: Du steigst nicht mehr wie viel in ein helles Atrium, sondern betritt eine Halle, die über hundert Jahre alt ist und fast unverändert geblieben ist.
00:05:25: Über eine schmale Trippe steigst du hinab und plötzlich stehst du in einer Halle, die wirkt, als wäre sie in der Zeit eingefroren.
00:05:32: Fast alles, was du siehst, ist noch original.
00:05:35: Die Bahnsteigkante, die Messingleuchten und die Mosaika.
00:05:39: Nur die Oberlichter sind heute blind geworden und die eins glänzenden Messingdetails tragen Patina.
00:05:46: Doch genau das verleiht der Station diesen Charakter einer echten Zeitkapsel.
00:05:51: Die Akustik trägt jedes Flüstern durch die Halle und der Geruch nach Eisen, Öl und Erde erinnert sofort daran, dass dies kein Museum, sondern eine echte Station ist.
00:06:01: Viele Besucher sagen, es fühle sich mehr wie eine Galerie an als wie eine U-Bahn-Station.
00:06:08: Einige Geschichten ranken sich sogar darum, dass während des Kalten Krieges Politiker die Station als Rücktrussort oder privaten Eingang genutzt haben sollen.
00:06:17: Beweise dafür gibt es nicht, aber allein die Vorstellung verstärkt den Mythos.
00:06:21: Heute ist die City Hall ein streng geschützter Lost Place.
00:06:25: Ihre Lage direkt unter der City Hall, mitten im Regierungsviertel, macht eine dauerhafte Öffnung fast unmöglich.
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