Poveglia bei Venedig – Italiens verfluchtester Ort
Shownotes
Tausende Pesttote wurden hier verbrannt, ganze Massengräber geöffnet, aus Angst vor Vampiren Leichen verstümmelt. Und noch heute hält sich der Mythos, dass die Glocken läuten – obwohl der Turm längst verstummt ist.
In dieser Folge von Off The Path Daily gehen wir den wahren Ereignissen auf den Grund, trennen Fakten von Legenden – und erzählen dir, warum dieser Ort auch heute noch niemanden kaltlässt.
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00:00:01: Du kennst Venedig vielleicht als romantische Stadt mit Gondeln, Masken und weichem Licht auf dem Wasser.
00:00:07: Aber hast du schon einmal von der Insel gehört, die von keinem Boot angefahren wird, obwohl sie mitten in der Lagune liegt?
00:00:13: Nur zwei Kilometer vom Markusplatz entfernt beginnt ein Ort, der nicht auf Stadtplänen auftaucht, aber in zahllosen Erzählungen sput.
00:00:21: Bovellia, eine Insel, die mit der Pest kam und mit den Geistern blieb.
00:00:27: Du röst den Of The Path Daily Podcast.
00:00:30: Ich bin Sebastian Kanaves und nehme dich heute mit an einen Ort, an dem sich Geschichte und Gänsehaut auf unheimliche Weise begegnen.
00:00:38: Die Geschichte beginnt unscheinbar.
00:00:40: Schon im fünften Jahrhundert wird Povilia erst mal serviert.
00:00:43: Damals als Zufluchtsort vor einfallenden Barbaren.
00:00:47: Später entstand dort eine kleine Siedlung mit Kirche und Glockenturm und dann ein Ploster.
00:00:54: Doch im achtzenden Jahrhundert änderte sich alles.
00:00:58: Sechsundsiebzig beschloss die Venezianische Republik, Povellia zur Quarantänestation zu machen.
00:01:03: Wer in Wenedig mit Krankheitssyntomen ankam, besonders mit Anzeichen der Pest, wurde auf die Insel gebracht.
00:01:10: Und das bedeutete oft, von dort kam man nicht mehr zurück.
00:01:14: Während der großen Pestausbrüche wurden dort Tausende Menschen isoliert, gepflegt und beerdigt.
00:01:21: Oder besser gesagt verbrannt.
00:01:23: Historische Berichte erzählen von gewaltigen Gruben, sogenannten Deathpits, in denen infizierte Leichen aufeinandergetürmt und anschließend verbrannt wurden.
00:01:33: Die Flammen sollen die Seuche stoppen, doch sie näherten vor allem eins, den Mythos.
00:01:39: Es heißt, ein großer Teil der Erde auf Povellia bestehe aus menschlicher Asche.
00:01:44: Manche sprechen sogar von der Hälfte.
00:01:47: Geologisch ist es nicht bestätigt, aber symbolisch ist es schwer zu leugnen.
00:01:53: Denn auf kaum einem anderen Flecken Erde wurde so viel Tote auf so enge Raum beigesetzt.
00:02:00: Schätzungen gehen von bis zu hundertsechzigtausend Toten aus.
00:02:04: Durch Pest, Kolera und Vernachlässigung.
00:02:08: Und mit den Toten kam die Ängste.
00:02:10: Denn manchmal, wenn man eine dieser Gruben wieder öffnete, um neue Leichen zu bestatten, lagen dort Körper, aus deren Mund dunkle Flüssigkeit lief, als würden sie bluten.
00:02:21: Für die damaligen Menschen ein sicheres Zeichen.
00:02:23: Das hier war kein normaler Toter.
00:02:26: Das war ein Vampir.
00:02:28: Man begann, grobe Steine in die Münder der Leichen zu legen, in der Erhoffnung, sie so zum Schweigen zu bringen, sie auszuhungern.
00:02:36: Eine Praxis, die in ganz Europa erwiesenermaßen verbreitet war.
00:02:40: In den letzten Jahren fand man auf einem venezianischen Friedhof ein Skelett mit genau diesen Merkmal.
00:02:45: Ein Ziegelstein im Mund.
00:02:47: Ein angeblicher Vampir der Pestzeit.
00:02:51: Medizinisch gesehen lässt sich dieses Blut nach dem Tod erklären.
00:02:55: Durch die Verwesung entstehen Gase, Druck und Flüssigkeiten.
00:02:59: Bei geöffneten Leichen kann das austreten, besonders über Mund und Nase.
00:03:05: Was wie frisches Blut aussieht, ist also reiner Verfall.
00:03:08: Für die Menschen damals war es aber dämonisch.
00:03:11: Für uns ist es eine Erinnerung daran, wie schnell sich Angst in Aberglauben verwandelt.
00:03:18: Bevor wir weitermachen, folgt hier eine kurze Werbepause, die uns ermöglicht, jeden Tag eine kostenlose Podcastfolge zu veröffentlichen.
00:03:25: Also vielen Dank, dass du die Werbung unserer Partner anhörst.
00:03:50: noch leicht erkennbar.
00:03:52: Und mit ihm kam ein neuer Mythos, der eines Arztes, der auf der Insel grausame Experimente durchgeführt haben soll.
00:04:01: Elektroschocks ohne Betäubung, Lobotomin mit primitiven Werkzeugen.
00:04:06: Der Legende nach war es dieser Arzt, der sich oder den Mann vom Glockenturm stürzte.
00:04:13: Angeblich, weil die Geister der Patienten ihn in den Wahnsinn getrieben hatten.
00:04:19: Aber ... Für diese Geschichte gibt es keinen historischen Billig.
00:04:23: Kein Name, kein Bericht, kein Hinweis in den offiziellen Aufzeichnungen.
00:04:27: Es ist ein modernes Spugmärchen, doch eines das wirkt.
00:04:31: Denn jeder, der die Insel betritt, sieht das Gebäude und den Turm im Nebel stehen.
00:04:37: Heute ist die Insel offiziell verlassen.
00:04:40: Nach der Schließung des Krankenhauses in den neunzehnten Jahrhunderten.
00:04:46: Alte Gebäude sind von Evoi überwuchert, Fenster leden, halb abgerissen.
00:04:51: Der Putz blättert und aus den Mauerritzen wachsen junge Bäume.
00:04:56: Manche Teile des Bodens sollen weich sein, verändert durch den leichen Kalk und verbrannte Asche.
00:05:02: Die italienische Regierung versuchte mehrfach, die Insel zu verkaufen oder zu verpacken.
00:05:07: Doch selbst mitten in der Immobilienkrise fand sich kein Investor, der es durchgezogen hätte.
00:05:15: Ging sie für neunundneinzig Jahre in Erppacht an ein Unternehmer.
00:05:19: Doch dessen Pläne für ein Luxushotel scheiterten schnell.
00:05:23: Bis heute ist das Betreten der Insel streng verboten.
00:05:26: Nur mit einer Sondergenehmigung des Gesundheitsministeriums darf man anlegen.
00:05:31: Und selbst dann muss man jemanden finden, der einen hinfährt.
00:05:35: Denn viele Fischer weigern sich.
00:05:37: Sie erzählen von Nebelschwaden, die plötzlich auftauchen.
00:05:40: Von Glockenleuten, obwohl die Glocke längst nicht mehr existiert.
00:05:44: Von einer Insel, die sich nicht fotografieren lässt oder die Boote abdrängt.
00:05:50: Auf offiziellen Karten ist Poviglia zwar verzeichnet, doch bei Google Street View endet die Route vor der Insel.
00:05:57: Selbst moderne Nutzungsideen wie ein Pflegezentrum wurden angekündigt, aber nie umgesetzt.
00:06:03: Der Ort wirkt wie blockiert.
00:06:06: Nicht nur rechtlich, sondern auch mental.
00:06:09: In Italien kennt fast jedes Kind den Namen Poviglia.
00:06:12: Nicht aus Schulbüchern, sondern aus Erzählungen, Schauergeschichten, Fernsehdokumentationen.
00:06:18: Für viele Venezianer ist sie nicht einfach ein Ort, sondern ein kollektives Mahnmal.
00:06:23: Eine düstere Erinnerung daran, wie tiefmenschliche Angst in den Boden einsickern kann.
00:06:29: Buchstäblich und symbolisch.
00:06:32: Es gibt keine offiziellen Führungen, keine Infotafeln.
00:06:36: Und doch ist sie in der Kultur allgegenwärtig.
00:06:40: Und so bleibt ... Povelia das, was sie seit Jahrhunderten ist.
00:06:44: Ein Ort der Toten, voll von Geschichten, Gerüchten, gespenstischen Momenten.
00:06:50: Quasi die Definition eines Lost Places.
00:06:54: Und voll von echtem belegtem Leid.
00:06:57: Tausende Menschen starben hier und ihre Geschichten hallen bis heute über die Wasser der Lagune.
00:07:03: Kanntest du Povelia und ihre Geschichte?
00:07:06: Hinterlasst doch gerne einen Kommentar, da wo es möglich ist.
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