Vinicunca: Der Regenbogenberg von Peru

Shownotes

In dieser Folge nehmen wir dich mit auf den Weg hinauf: durch dünne Höhenluft, vorbei an Vicuñas, hinein in eine Landschaft, die aussieht wie gemalt – und dabei geologisch vollkommen real ist.

💡 Du erfährst: warum dieser Berg wirklich bunt ist – und was Eisen, Schwefel & Mangan damit zu tun haben wie der Klimawandel dieses Naturwunder freigelegt hat wie sich indigene Spiritualität mit dem Trekkingtourismus überschneidet und welche ruhigeren Alternativen du kennen solltest

Eine Folge für alle, die Lust haben, Farbe in den Alltag zu holen – oder einfach mal ganz oben stehen wollen.

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00:00:01: Du spürst, wie die Luft dünner wird, während du dich Schritt für Schritt dem Berg hinaufarbeitest.

00:00:07: Der Pfad ist ruhig, nur das Knirschen deiner Wanderschuhe begleitet dich.

00:00:11: Ein letzter Anstieg dann erreichst du den Aussichtspunkt und hast das Gefühl, mitten in einem Regenbogen zu stehen.

00:00:19: Kein Lichtspiel am Himmel, sondern Farbe, die sich in Wellen über den Fels zieht.

00:00:24: Tokis, Ocker, Ziegelrot, Moosgrün, Violett.

00:00:28: Die Landschaft sieht aus, als hätte jemand mit Aquarellfarben einen ganzen Berghang bemalt und die Farben dann einfach liegen gelassen.

00:00:36: Ich bin Sebastian Kanabis und du hörst in Off The Path Daily Podcast.

00:00:39: Deine Alltagsflucht zu den außergewöhnlichsten Orten, wilden Abenteuern und Naturwundern dieser Welt.

00:00:46: Heute nehmen wir dich mit in den peruanischen Hochlandhimmel zum sogenannten Rainbow Mountain oder auf Coetua, Winigwanka.

00:00:57: Der Berg der farbigen Halsdücher.

00:01:00: Ein Ort, der aussieht wie aus einer Fantasie entsprungen, dabei aber geologischer Ausdruck von Jahrmillionen Erdgeschichte ist.

00:01:08: Und ein Ort, den vor wenigen Jahrzehnten kaum jemand kannte.

00:01:12: Denn bis zum Jahrzehnten lag er noch unter Gletschereis verborgen.

00:01:17: Winnikuanka liegt im Süden Perus.

00:01:19: Rund hundert Kilometer südlich von Cusco, mitten in der Ausangaze-Region.

00:01:25: Die schneebedeckten Gipfel, des gleichnahmigen heiligen Bergs, rahmen das Gebiet ein.

00:01:30: Und für viele Einheimische ist jeder dieser Gipfel ein Apu, ein beschützender Berggeist, der über Mensch und Natur wacht.

00:01:39: Das Winikowanka in den letzten Jahren zur weltweiten Ruhm kam, liegt vor allem an einem viralen Foto.

00:01:44: In den letzten Jahren tauchte es zum ersten Mal online auf.

00:01:48: Ein Wanderer mit ausgebreiteten Armen vor diesem farbigen Hang.

00:01:52: Die Welt staunte und mit ihr kamen die ersten Tracker.

00:01:56: Heute sind es hunderte täglich.

00:01:58: Seitdem hat sich rund um den Berg eine kleine Tourismuswirtschaft entwickelt mit Frühstückständen, Reitservices und lokalen Guides, oft aus Gemeinden, die zuvor vom Tracking kaum profitiert haben.

00:02:12: Doch was macht diesen Berg eigentlich so bunt?

00:02:15: Über viele Millionen Jahre lagerten sich auf dem Grund eines uralten Meeresedimente ab.

00:02:21: Ton, Sand, Kalk und andere Mineralien.

00:02:24: Mit jeder Epoche entstand eine neue Schicht.

00:02:27: Wie Seiten in einem aufgeschlagenen Buch.

00:02:30: Als sich die Anden später aufwalteten, wurden diese Schichten unter gewaltigen Druck geneigt, geschoben und aufgerichtet.

00:02:38: Der Regen wusch sie frei.

00:02:40: Die Sonne legte sie bloß.

00:02:42: Und was blieb, ist ein geologisches Fenster in die Vergangenheit.

00:02:46: Mit offenliegenden Farbbändern, die wie ein gemalter Fächer über den Hang verlaufen.

00:02:51: Und diese Farben?

00:02:52: Die stammen nicht etwa aus einem Zauberpinsel, sondern aus chemischen Reaktionen im Gestein.

00:02:58: Eisenoxide färben das Gestein rostrot.

00:03:01: Schwefelverbindungen erzeugen gelb.

00:03:04: Chlorid bringt ein moseiges Grün hervor.

00:03:07: Kupferverbindungen sorgen für blaue Töne und Mangarnverbindungen färben einzelne Lagenviolett.

00:03:14: Die Farben sind nicht überall gleich.

00:03:16: Manche Flächen sind matt, andere glänzen metallisch, wenn das Licht darüber zieht.

00:03:22: Frühmorgens wirken sie oft kühl, gegen Mittag leuchten sie mehr auf, besonders nach klaren Nächten mit hoher Luftfeuchtigkeit.

00:03:30: Und weil die Schichten schräg stehen, entfaltet sich das Fahrtspektrum wie ein aufgeklapptes Fächerbuch.

00:03:37: Wichtig ist aber zu wissen, dass es ein echt eher Mud aussieht und nur durch die Übersättigung bei Bearbeitungsprogrammen wie Lightroom sie halt eben dieses richtig knallige Regenbogenbild abgeben.

00:03:52: Um Winigwanka zu sehen, musst du dir den Blick allerdings verdienen.

00:03:56: Die Tour beginnt meist in Cusco auf drei Tausend vierhundert Metern, was allein schon deutlich über Alpenhöhe liegt.

00:04:02: Von dort geht's mit dem Bus weiter, je nach Route über Cusipata oder Bitumarca.

00:04:09: Und schließlich dann zu Fuß, über eine Strecke von bis zu sieben Kilometern.

00:04:13: Klingt wenig, aber bei dieser Höhe fühlt sich jeder Schritt doppelt so schwer an.

00:04:19: Die Luft ist schließlich dünn, der Puls steigt auf jeden Fall und viele spüren hier Schwindel- oder Kopfschmerzen.

00:04:26: Manche trinken hierzu Kokatä.

00:04:29: Ein einheimisches Hausmittel gegen diese Symptome.

00:04:31: Andere nehmen das Angebot der Dorfbewohner an, Pferde, die sie bis fast ganz nach oben bringen, zu nutzen.

00:04:38: Wichtig ist, sich zu akklimatisieren.

00:04:41: Zwei Nächte in Cusco machen einen echten Unterschied.

00:04:45: Doch oben auf fünftausend, dreißig Metern wartet der Moment, für den du gekommen bist.

00:04:51: Gleich geht es weiter nach einer kurzen Werbepause, die uns diesen Podcast hier jeden Tag ermöglicht.

00:04:58: Also vielen Dank, dass du dir auch die Werbebotschaften unserer Partner anhörst.

00:05:04: Die Farben breiten sich unter dir aus wie ein gewebter Teppich.

00:05:08: Du siehst sie nicht nur, du stehst mitten drin.

00:05:11: In der Ferne.

00:05:12: ragen die weißen Gipfel des Außangate massiv auf.

00:05:17: Und über die Hänge ziehen kleine Gruppen von Vicunias.

00:05:20: Scheue, wilde Verwandte der Lamas.

00:05:23: Der Wind ist kalt, aber klar.

00:05:25: Und das Bild vor dir brennt sich tief ein, weil es eben nicht aussieht wie ein schöner Aussichtspunkt, sondern wie ein Stück fremder plant.

00:05:34: Für viele Menschen ist Winikowanka mehr als ein Naturwunder.

00:05:37: Das ist so eine Art spiritueller Ort, auch wenn er lange verborgen war.

00:05:41: Die Einheimischen ... Koetschua bringen Opfergab, kleine Bündeln mit Koka-Blättern, Wolle, Brot oder Süßigkeiten.

00:05:48: Sie legen sie am Wegesrand ab, mummeln Gebete auf Koetschua, danken dem Berg für seine Kraft.

00:05:55: Besonders zur Tag- und Nachtgleiche oder zu religiösen Festen wird Viniko Anka zur Bühne alter Rituale.

00:06:02: Mit dem Besucher-Andrang kommen aber auch Probleme.

00:06:06: Die Pfade leiden unter der Belastung.

00:06:08: Müll bleibt zurück.

00:06:10: Nicht alle Gemeinden profitieren gleichermaßen.

00:06:12: Deshalb gibt es inzwischen Alternativ.

00:06:15: Zum Beispiel dem Polkajuberk, etwa zwanzig Kilometer entfernt.

00:06:18: Dort verteilen sich die Besucher auf drei Farbhügel.

00:06:22: Die Wanderung ist sanfter und die Ruhe erinnert eher an den Winnikuanka der früheren Jahre.

00:06:27: Doch auch dort hört es nicht auf.

00:06:30: Der gesamte, aus Angate gebirgt Zug steckt voller Überraschungen.

00:06:33: Flüsse die grünen Schimmern.

00:06:35: Quellen mit blauen Rändern, Gesteinsformation wie versteinerte Welle.

00:06:40: Und je tiefer du eintauchst, desto mehr Geschichten erzählen dir die Einheimischen von den Göttern, die Himmel und Erde durch Farben verbinden wollten oder von alten Prophezeihungen, in denen das Leuchten der Berge ein Zeichen für Wandel ist.

00:06:55: Würdest du für diesen Moment auf über fünftausend Meter steigen?

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